Wenn Kochenkönnen zur Familiensache wird: Vater und Sohn tischen auf!

Vom Küchenchef der ersten Stunde zum Sohn als Nachfolger: Erhard und Christian erzählen, wie geerbte Leidenschaft, Vertrauen und neue Ideen die Golserhof-Küche prägen.

Aufgetischt! Wenn Kochenkönnen in den Genen liegt.

33 Jahre. So lange hat Erhard als Chefkoch die Gäste im Golserhof mit seinen kulinarischen Kreationen erfreut, überrascht, begeistert. 2025 war es an der Zeit, das Zepter – beziehungsweise den Kochlöffel – weiterzureichen. An seinen Sohn Christian, der bis dato sechs Jahre lang die rechte kochende Hand seines Vaters war. Wie die Übergabe gelungen ist? Wir haben die beiden gefragt.

„33 Saisonen – und keine war gleich."

Erhard, du warst über drei Jahrzehnte lang Küchenchef im Hotel Golserhof. Wie hat sich deine Arbeit über die Zeit entwickelt?

„Ich habe meine Arbeit in der Küche des Hotels '93 begonnen, zugleich als Hiltrud – mit 21 Jahren! – das Hotel übernommen hat. Das Einstellungsgespräch habe ich noch bei Oma Hildegard geführt! Ich erinnere mich an den alten Speisesaal und an die Küche, wie sie früher war. In all den Jahren hat sich enorm viel bewegt: von einst einfach-leckeren 3***-Menüs bis hin zur ausgefeilt-exquisiten Küche des heutigen luxuriösen Hotels mit seiner 4****S-Küche. Vielleicht bin ich auch deshalb so lange geblieben – weil ständig etwas am Köcheln war – es war nicht einen Moment langweilig, in all den Jahren. Scherz beiseite: Hier, im Golserhof, ist's einfach wunderbar menschlich, und ich konnte meiner Passion – ja, tatsächlich fast ein Berufsleben lang! – voll und ganz nachgehen. Meine Gerichte haben die Gäste über all die Jahre erfreut – das war mein größter Ansporn.

„Wir haben von Anfang an so viel wie möglich selbst gemacht, frisch gekocht und Regionalität gelebt – lange bevor das zum Trend wurde. Das galt auch für die vegetarische und vegane Küche: Als ich mich damals in diesem Bereich weitergebildet habe, war das noch gar kein großes Thema. Ernährungstrends frühzeitig zu erkennen und ihnen nicht nur vorbereitet zu begegnen, sondern ihnen sogar einen Schritt voraus zu sein – das war meine selbst gesetzte Herausforderung und zugleich meine Motivation."

„Ich bin der Würzige."

 

Wie würdest du deinen Kochstil beschreiben?

„Ich bin der Würzige – bei mir darf es schon mal Geschmacksintensität und kräftige Aromen geben. Aber nie so, dass die Zutaten übertönt werden – das ist die Kunst. Es geht darum, Produkte sanft zuzubereiten und ihren Eigengeschmack zu bewahren, aber durch die richtige Würze zu unterstreichen, untermalen oder zu betonen.

Ich koche nachhaltig und bewusst, ein bisschen so wie früher: einwecken, so viel wie möglich von einem Produkt verwerten, respektvoll mit Lebensmitteln umgehen. Das ist heute wieder wichtig – früher war das selbstverständlich.

Erhard und Christian, wo liegt euer größter gemeinsamer Nenner?

„Uns verbindet die Leidenschaft. Wir lieben das Kochen – und die Freude, die wir anderen mit gutem Essen bereiten können. Unser Anspruch ist hoch: Wir geben jeden Tag 100 Prozent. Wir stellen aber immer das Produkt, also die Zutaten, in den Mittelpunkt. Dieser Gedanke bildet die Basis unserer Küchenphilosophie. Drumherum entwickeln wir uns gerne weiter, bleiben dynamisch, gehen mit der Zeit oder ihr auch mal voran. Das hält unsere Arbeit lebendig – und uns am Ball."

„Vom ‚Warum nicht?' zum ‚Auf jeden Fall!'"

 

Wann war klar, dass die nächste Generation übernimmt?

„Eines Tages hat mir jemand in der Küche gefehlt – und Christian war gerade in einem Job, der ihn nicht wirklich glücklich gemacht hat. Also sagten wir uns: ‚Lass uns das Zusammenarbeiten mal probieren.' Dass daraus eine echte Übergabe wird, war anfangs nicht geplant – heute wissen wir: Es war die beste Entscheidung."

„Vertrauen bringt Ruhe in die Küche."

Erhard, was hast du deinem Sohn mitgegeben?

„Viel mitgeben musste ich gar nicht – er bringt schon mehr mit, als ich in seinem Alter konnte. Ich sage immer: Bleib dynamisch, bleib dran, bleib neugierig und authentisch."

„Ich bin ein Teamplayer."

 

 

Christian, wie bringst du deine eigene Handschrift in die Golserhof-Küche ein?

„Also, die Basis unserer Küche bleibt dieselbe wie bei meinem Vater: Es geht um respektvolles Kochen, hochwertige Produkte, echte Aromen. Ich denke, die Zusammenarbeit im Küchenteam ist heute vielleicht eine andere: Ich mag es, Ideen in der Gruppe zu entwickeln, suche den Austausch auf Augenhöhe und arbeite sehr gerne mit Patrick Zambotti und Giulia Gizzi zusammen, die ihre Positionen an meiner Seite gefunden haben. Insgesamt sind wir ein großartiges sechsköpfiges Team. Und ich bin ein Teamplayer. Vielleicht merkt man das auch daran, dass ich – so wie mein Vater auch – in Zeiten von Umbauarbeiten oder Renovierungsphasen des Hotels, also außerhalb der Saison, auch außerhalb der Küche mit anpacke. So geht unser Blick auf den Golserhof nun in zweiter Generation über die Küchentüren hinaus. Der Blick auf das Ganze, auf das große Zusammenspiel zwischen Bereichen, Themen und vor allem Menschen, tut uns im Küchenteam richtig gut."

Wie ist es, mit dem eigenen Sohn zusammenzuarbeiten?

„Wir haben uns schnell angenähert. In dieser Zeit habe ich mehr Ruhe, mehr Vertrauen und sehr viel Offenheit zwischen uns beiden gespürt. Seit November letzten Jahres bin ich in Pension. Ich bin zwar noch im Golserhof präsent, aber nicht mehr als Chefkoch. Das Loslassen fällt leicht, wenn man sieht, dass das eigene Küchenerbe weiterlebt."

„Er macht das richtig gut."