Wir verabschieden uns von meinem lieben Vati Hermann Gufler

| Golserhof

„Eine Familie ist wie Zweige an einem Baum.
Sie wachsen alle in unterschiedliche Richtungen,
aber ihre Wurzeln bleiben dieselben.“

Am 8. Juni ist mein lieber Vati, Hermann Gufler, mit 80 Jahren verstorben. Er war aus vollem Herzen Apfel- und Weinbauer, Unternehmer und Gastwirt. Bis 2 Wochen vor seinem Abschied hat er sein Leben und seine Arbeit voll Freude genossen. Sein Strahlen hat den Raum gefüllt und ist auf jeden übergesprungen. Seine Lebensfreude hat uns, unsere Mitarbeiter und Gäste inspiriert. 

 

Ich bin dankbar 50 Jahre lang einen liebevollen und starken Vati gehabt zu haben. Für Patrick war er ein moderner, immer motivierter, höflicher und freundlicher Mann, der sich nicht scheute, seine Emotionen zu zeigen. Für Victoria ein herzlicher Opa. 
Dank seiner Motivation und Unterstützung traute ich mich vor 30 Jahren den Golserhof von Oma Lamprecht und Tante Maria zu übernehmen. Er war zusammen mit Mama mein starker Fels in der Brandung. Seine Lebensfreude, sein Engagement für die Mitmenschen, seine Disziplin und seine Schaffenskraft sind mir ein Vorbild. Vatis Werte werden weiterhin durch Patrick und mich im Golserhof weiterwirken und Früchte tragen. 

 

Lebensgeschichte von Hermann Gufler, geschrieben und vorgetragen  von der Tochter Hiltrud in der Pfarrkirche von Obermais-Meran


Mitten im Krieg 1942 ist unser Vati, der Hermann, auf dem Plantitscherhof in Obermais geboren. Aufgewachsen ist er mit seinen 4 leiblichen und 3 Ziehgeschwistern. Denn auch in diesen kargen Zeiten hatten die Tona und der Sepp ein großes Herz und ein offenes Haus. Geld war keines da, aber viel Liebe und eine Erziehung zu Fleiß, Ordnung, Großzügigkeit und gutem Benehmen.
Nach der Pflichtschule durfte Hermann endlich arbeiten und in Muri-Gries die Landwirtschaftsschule besuchen. Jetzt war er in seinem Element! Äpfel, Wein, etwas schaffen, das lag ihm.

Aufbruchstimmung in Südtirol! Und der Hermann mittendrin! Mutig voranschreiten. Einen Hof pachten, ein Lohnunternehmen mit landwirtschaftlichen Maschinen aufbauen, die erste Zimmervermietung am Plantitscherhof mit seinen Eltern und Geschwistern. Engagiert beim Aufbau der Bauernjugend, Gründung des Beregnungskonsortium, Absolventenverein. So vielfältig war sein Aufgabenbereich.

Seine große Lebensfreude führte ihn auch auf jeden Tanzboden. Beim Tanzen auf dem Tennen auf der Hochmut hat er auch die Hildegard, ein Golser-Madl, kennengelernt.
Bei einem Fest in Dorf Tirol traf er sie dann wieder. „Des Madl kehrt mir!“  Da hatte keiner mehr eine Chance und er hat Hildegards Herz erobert.
Mit dieser fleißigen, starken und liebevollen Frau an der Seite ging er 51 Jahre durchs Leben. Das Gastwirtinnen-Handwerk hat sie von Ihrer Mutter gelernt und so wurde aus dem Plantitscherhof Schritt für Schritt ein ****Hotel.
Der Landwirtschaft blieb er immer treu und hielt seine Wiesen top in Schuss und bewirtschaftete sie mit modernsten Maschinen.

Tradition + Fortschritt, wirtschaftlich denken + großzügig geben, philosophieren…

Die Zeichen der Zeit erkennen, den „Puls fühlen“, eine Vision haben, Aufbau, Wirtschaft, Erschaffen, erfolgreich sein und das alles „nie verbissen“. Immer voll Lebensfreude, Humor, Fleiß und mit einer unbändigen Energie.  Immer selbstständig und selbstbestimmt.
Großherzig und großzügig, mit einer großen Liebe zum Leben und ein herzhaftes Lachen. Sehr emotional ist der Vati gewesen. Es braucht Mut, seine Emotionen so offen zu zeigen!
Den ganzen Tag auf der Wiese und abends bei den Gästen. Im Winter Umbau, Neubau – immer weiter….
Nicht eine Sache, nicht das Eine oder das Andere, Nein: immer Sowohl aus Auch, so gefiel ihm das Leben. Bunt, vielschichtig, prall gefüllt mit Erlebnissen und voll Tatendrang.

Der Plantitscherhof und seit 15 Jahren nun der Dornerhof sind immer ein Treffpunkt für die Großfamilie gewesen. Sie kommen „auf a Ratscherle“, af am Marend und a Glasl Wein zum Dorner und es wird viel gelacht und auch herzhaft diskutiert und politisiert.
Das machte er auch gerne mit den Gästen vom Plantitscherhof und vom Golserhof.  Auch für unsere Mitarbeiter hatte er immer ein freundliches + motivierendes „Satzl“.
Das wichtigste war aber immer eine liebevolle Umarmung für seine Hildegard, uns Kinder und die Enkelkinder.
Alle seine 4 Kinder hat er geliebt, so wie sie sind, gefördert, motiviert und unterstützt. Das Augenmerk auf die Stärken und das Gute legend.
Auch wenn er von geliebten Menschen verletzt oder enttäuscht wurde, hat er immer verziehen und wieder auf das Gute geschaut. Eine Großherzigkeit, vor der man den Hut ziehen muss.


Bis vor 2 Wochen hat er genau nach dieser, seiner Fason gelebt.
Schnellen Schrittes ist er durchs Leben gegangen und genau so hat er sich verabschiedet.
Es bleibt viel vom Grundstock seines Schaffens auf dieser Welt. Wir Kinder dürfen seine und Mamis Werke fortführen. Seine Weisheit und seine Werte können wir auch leben. 


Lieber Vati! Es bleibt viel da! Nun liegt es an uns allen, die Dich erleben durften einen Funken dieser Lebensfreude, dieser Schaffenskraft und dieser immensen Liebe weiterzutragen.
Tanze und feiere mit Deiner Schwester Gertraud, deinen Eltern und Schwiegereltern im Himmel und schau auf uns! Wir geben alle unser Bestes!